ist als Tangomusiker, Komponist und Bandleader über den beeindruckenden Zeitraum von mehr als sechzig Jahren aktiv gewesen. Seine ersten Auftritte datieren auf 1913, gemeinsam mit seinem Bruder Emilo. Das war in La Paternal, ein eher ärmliches und bescheidenes Vorortviertel von Buenos Aires, in das die Familie zog, obwohl der Vater ein erfolgreicher Industrieller war. Fresedo beendete seine Karriere 1980 mit den letzten von insgesamt 1250 Aufnahmen, eine Anzahl, die allein schon seinen Erfolg widerspiegelt (Gregory Diaz, www.el-recodo.com).
Bereits 1918 spielte Osvaldo Fresedo in seiner ersten eigenen Gruppe unter anderem zusammen mit dem Geiger Julio De Caro, der später mit seinem Sextett den Anstoß für die tiefgreifende Veränderung des Tangos geben sollte.
in den zwanziger Jahren wurde seine Musik in Buenos Aires sehr geschätzt, auch im aristokratischen Norden der Stadt. Um der Nachfrage (nach Livemusik!) gerecht zu werden, gründete er vier Orchester, die gleichzeitig an verschiedenen Orten auftraten. Eines davon wurde damals von Di Sarli geleitet, der seinerseits von Fresedo beeinflusst war. Osvaldo Fresedos Musik steht für eine eher romantische Spielweise, die gleichwohl unverwechselbar ist. Er verfeinerte den Tango durch avantgardistischen Klang und (für den Tango) ungewöhnliche Instrumente wie das Vibraphon oder die Harfe, auch Trommeln kamen zum Einsatz. Soli sind eher selten. Fresedo erreichte mit seinem sauberen und zugleich zarten Stil auch die höheren sozialen Schichten, obwohl die Botschaft der Vorstädte, die im ursprünglichen Tango steckt, in seiner Musik immer hörbar bleibt. Die Sänger für sein Orchester wählte er sorgfältig aus. Hier soll nur auf Roberto Ray verwiesen werden, dessen Stimme wahrscheinlich am besten zum Orchester passt. Man hört das sehr gut in dem Tango „El once“ in der Aufnahme von 1935. Es gibt keine schrillen Ober- oder Untertöne, Roberto Rays zurückgenommene Stimme passt zum eleganten vornehmen Spiel der Instrumente. In den goldenen Vierzigern hat Roberto Ray das Orchester verlassen, jetzt veränderte sich der Stil von Fresedos Musik unter Beibehaltung seiner Hauptmerkmale. Sie wurde komplexer, das Tempo erhöhte sich etwas. An einer späteren Version von „El once“ wird das deutlich. Sie klingt fast überladen im Vergleich zu der Klarheit der Ursprungsfassung.
Erwähnenstwert ist ein „Seitensprung“ Osvaldo Fresedos aus den fünfziger Jahren. Mit dem sehr bekannten Jazztrompeter Dizzy Gillespie nahm er vier Tangos auf: Vida Mía, Adiós Muchachos, Preludio Nr. 3, Capricho de Amor. Damit betonte er seine Experimentierfreudigkeit. Für uns passt die Musik des Osvaldo-Fresedo-Orchesters perfekt zu Tango Salón. Sie ist, auch an den ungewöhnlichen Instrumenten, sicher zu erkennen und bietet immer noch großen Hör- und Tanzgenuss.
Die drei Fassungen von „El once“:
Die Sextettaufnahme von 1927: https://youtu.be/jegvrek-N1c
Der Klassiker von 1935 mit Roberto Ray: https://youtu.be/r2lLEFxZM3g
Die Instrumentalfassung von 1945: https://youtu.be/BfdOQgX80No
Fresedo, mit Roberto Ray, „Canto di amor“, 1934:
Eine typische Tanda mit Roberto Ray: